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Klimawandel in Oberhavel

Spätestens seit dem Hochwasser im Ahrtal im Sommer 2021 wurde deutlich, dass der Klimawandel auch in Deutschland bereits katastrophale Auswirkungen haben kann und nicht in einer unbestimmten Zukunft liegt. Laut dem Deutschen Wetterdienst ist das Jahresmittel der Lufttemperatur in Deutschland von 1881 bis 2021 bereits um 1,6 Grad Celsius gestiegen. Wie ist es dazu gekommen und was sind die Auswirkungen schon jetzt und in Zukunft auf die Umwelt und den Menschen? 


Klimawandel erklärt

Als Klima bezeichnen Wissenschaftler den durchschnittlichen Zustand der Atmosphäre über einen längeren Zeitraum im Bereich von Monaten bis zu Tausenden oder Millionen von Jahren. Im Allgemeinen wird ein Zeitraum von mindestens 30 Jahren empfohlen, um den mittleren Zustand zu beschreiben. Das Wetter dagegen ist eine Momentaufnahme der Atmosphäre.



© Wikipedia


Das Klima hat sich über die Erdzeitalter oft gewandelt. Bis vor mehr als 10.000 Jahren waren die Schwankungen immer sehr groß. Vor etwa 10.000 Jahren hat sich auf der Erde ein Gleichgewicht eingestellt. Das Zeitalter wird als Holozän bezeichnet. Durch dieses Gleichgewicht war es der Menschheit möglich, sich niederzulassen, Landwirtschaft zu betreiben und sich zu der Zivilisation zu entwickeln, in der wir heute leben. 

Durch den natürlichen Treibhauseffekt ist das Leben auf der Erde erst möglich. Die Sonnenstrahlung wird von der Erde nur teilweise ins All reflektiert, weil die Treibhausgase in der Erdatmosphäre mit Wasserdampf, Kohlendioxid (CO2) und anderen Spurengasen eine Schicht bilden und so wie ein Gewächshaus wirken. Ohne diese Wärmespeicherung gäbe es auf der Erde eine Durchschnittstemperatur von -18 Grad Celsius.

Mit der Industrialisierung hat der Mensch begonnen, die über Millionen Jahre entstandenen Kohlenstoffspeicher wie Kohle, Erdöl und Erdgas, in riesigen Mengen zu verbrennen. Die Emissionen von Treibhausgasen steigen seitdem kontinuierlich an. CO2 macht den Großteil an durch den Menschen emittierten Treibhausgasen aus, wodurch die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre seit dem 18. Jahrhundert um zirka 44 Prozent gestiegen ist. Dies hat zu einer globalen Oberflächenerwärmung von 1,2 Grad Celsius geführt.

Zum Nachlesen:

Klimawandel - ein Überblick vom DWD

Synthese des 5. IPCC-Sachstandsberichtes zu Klimaänderung 2014

Wie sich der Klimawandel schon heute in der Region auswirkt.


Als Landkreis in Brandenburg liegt Oberhavel im Bereich des warm-gemäßigten Klimas und hatte im Zeitraum 1971-2000 eine durchschnittliche Jahresmitteltemperatur von 8,9 Grad Celsius. Das Klima zeichnet sich durch trockene heiße Luft im Sommer und kalte kontinentale Luft im Winter aus. Aufgrund einer großräumigen Zirkulation können die Jahreszeiten jedoch in einzelnen Jahren sehr unterschiedlich ausfallen.



© Landkreis Oberhavel, Ed Hawkins (University of Reading)


Es lässt sich beobachten, dass seit 1881 die Jahresmitteltemperatur in Brandenburg um 1,3 Grad Celsius gestiegen ist. Zudem ist die Zahl der Sommertage mit Temperaturen höher 25 Grad Celsius um etwa 21 Tage gestiegen und die Zahl der Frosttage mit Temperaturen unter 0 Grad Celsius um etwa 16 Tage gesunken. Die Niederschlagsmenge hat von 1881 bis heute um etwa drei Prozent zugenommen.

Auch wenn die Niederschlagsmenge leicht zunimmt, haben die stärkeren Schwankungen von extremem Niederschlag und extremer Trockenheit jedoch zu einem Defizit an Grundwasser geführt. Durch längere Phasen ohne Regen trocknen die Böden aus und können starke Niederschlagsmengen nicht direkt aufnehmen. Der Großteil des Wassers fließt dadurch über Flüsse und Kanalisationen ab. Der Grundwasserspiegel in den höheren Grundwasserschichten sank laut dem Landesamt für Umwelt Brandenburg seit 1976 um ein bis drei Zentimeter pro Jahr. Dadurch ist zum Beispiel auch der Wasserstand des Peetschsees, eines auschließlich grundwassergespeisten Sees in Fürstenberg/Havel, um bis zu 80 Zentimeter gesunken. Die Grundwasserstände, zum Teil seit 1960, der Messstellen in Brandenburg finden Sie hier.


Grundwasserstand_Peetschsee

© Landkreis Oberhavel, Daten: LfU


Besonders stark beeinflusst von der bisherigen Klimaerwärmung ist das Wachstum und die Entwicklung von Pflanzen. So beginnt der Vorfrühling, die Vegetationszeit von Mitte Februar bis Ende März und gemessen an der Blüte der Hasel, inzwischen mehr als zwei Wochen eher und dauert sieben Tage länger. Auch der Vollherbst, die Vegetationszeit von September bis Oktober und gekennzeichnet durch den Beginn der Laubfärbung, beginnt acht Tage früher und dauert im Durchschnitt zehn Tage länger. Durch diese verlängerte Vegetationszeit haben Pflanzen mehr Zeit, zu wachsen und sich auszubreiten. Manche Zugvögel wie die Stare ziehen seltener in den Süden, da sie durch die Klimaveränderung hier überwintern können.

Doch dies hat leider nicht nur positive Aspekte. Durch eine längere Vegetation steigt bei Pflanzen auch der Wasserbedarf.  Allergiker müssen mit längeren Pollenzeiten rechnen. Es ist außerdem noch nicht absehbar, wie sich das auf die Tierwelt auswirkt. Zum Beispiel, ob ein erhöhter Futterbedarf während der Brut auch mit einem entsprechen hohen Nahrungsangebot von Pflanzen zusammenfallen wird.